Die Reichweite

Weil wir gerade auch beim web0 sind: Ja, das Fediverse ist klein im Gegensatz zu den großen Konzernen. Ja, es gibt Leute, die leben von der Reichweite. Aber das tun sie noch nicht lange. Das funktionierte erst, nachdem twitter oder meta (aka facebook) immer mehr Menschen in den Bann zog.

Auch die haben mal klein angefangen.

Auch ich war auf diesen Plattformen, hab die Sache aber dann doch irgendwann durchschaut und möchte einfach nicht mehr „das Produkt“ sein, sondern möchte das Internet nutzen, wie es von Anfang an gedacht war. Frei und dezentral.

Nun sind die Konzerne aber so geschickt, dass sie die Leute auf den Plattformen halten, sogar abhängig davon machen. Und das ist gefährlich.

Aber zurück zur Reichweite. Es ist schön, dass sich viele für das Fediverse interessieren. Ich war zu Beginn so blauäugig zu glauben, dass das Fediverse ausschließlich von Menschen bevölkert wird, welche wie ich den twittern und metas der Welt den Rücken gekehrt haben. Das ist leider gar nicht der Fall, wie ich bald feststellen musste.

Schön ist aber, dass vielen das Fediverse so gefällt, dass twitter oder meta mittlerweile nur noch lesend benutzt wird. Naja, schön im Sinne von: Ein Umdenken setzt ein. Da aber nach wie vor die dazugehörigen Apps auf den Handys sind, ist das nur bedingt schön, da es reicht, die Apps nur auf den Geräten zu haben, weil ihr bei Installation zugestimmt habt, dass ihr ausgespäht werdet. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zur Reichweite. Es gibt die Möglichkeit des sogenannten „cross-posting“. Damit ist es möglich, einen Beitrag z. B. auf twitter anzulegen, dieser wird automatisch auf dem dazugehörigem Fediverse-Account gespiegelt. Tolle Sache eigentlich. Schön wäre es dann aber, wenn wenigstens auch entsprechend Interaktion im Fediverse stattfindet. Das machen leider nicht viele, wegen der Reichweite. Da lohnt sich Interaktion nicht, wenn auf der einen Seite tausend Follower gegen einhundert Follower im Fediverse stehen. „Der Zeitaufwand ist auch viel zu groß.“, heißt es desöfteren. Aber auf einen Schlag hundert weitere Follower zu haben ist schon recht verlockend und „wird gerne mitgenommen“.

Wisst ihr was? Schämt euch, ihr Einweg-Crossposter! Lasst das Fediverse in Ruhe. Bleibt weiter „das Produkt“. Euer Gesülze von „Reichweite“ kotzt mich ehrlich gesagt an. Ihr seid mittlerweile nicht besser als der Konzern, für den ihr nur Mittel zum Zweck seid. Ihr benutzt eure Follower auf die selbe Art und Weise. Nur dooferweise nicht so geschickt und umfänglich.

Und was zum Geier suchen noch die „DatenschützerInnen“ und „NetzaktivistInnen“ auf diesen Plattformen? Ja, ich verstehe, dass eine Missionierung stattfinden muss, aber überlegt doch bitte ein wenig weiter. Wenn selbst ihr darauf vollumfänglich stattfindet, ist das kein gutes Zeichen.

Aber zurück zur Reichweite. Die gibt es auch als „gesunde“ Variante. Es gibt einige, die nehmen sich die Zeit auch für das Fediverse, ja sogar welche, die den Fediverse-Account als Hauptaccount verwenden und nur noch nach twitter crossposten.

So wächst eine neue, gesündere Reichweite, mit Menschen, die wirklich interessiert an den Themen sind und sich darauf einlassen. Und nicht, weil es der Algorithmus gerade erlaubt, ein „like“ da zulassen.

Es wäre schön, wenn diesem Beispiel viele weitere folgen. Denn das Problem, was das Fediverse hat, ist der fehlende Bekanntheitsgrad, der unter anderem jetzt schon aktiv von twitter oder meta unterbunden wird (z. B. Accountsperrung wegen angeblichem SPAM), was andererseits auch eine Art von Anerkennung ist.

Vielen Dank an alle, die „den Absprung“ geschafft haben oder zumindest darüber nachdenken. Es steht noch viel Arbeit an, um das Fediverse zu einer ernstzunehmenden Alternative zu machen.

Werdet ein Teil davon. Nehmt das Internet wieder in die eigene Hand!